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27 Apr | Israelische Baumwolle: Was macht sie stark?

Interview mit Rainer Hammer, Otto Stadtlander:

Die Otto Stadtlander GmbH hat als inhabergeführtes Unternehmen seit Gründung 1919 die Geschichte des internationalen Bremer Baumwollhandels und auch der Bremer Baumwollbörse entscheidend mitgeprägt. Seit mehr als vierzig Jahren besteht die Verbindung mit Israel und dem Israel Cotton Production & Marketing Board des Landes. Heute ist Otto Stadtlander neben dem Handel mit der Naturfaser aus vielen Ländern der Erde weltweiter Exklusivvertreiber für Baumwolle aus Israel. Die Cotton Report Redaktion sprach mit Rainer Hammer über die Qualität der Zusammenarbeit mit dem Land und seinen Menschen. Rainer Hammer ist geschäftsführender Gesellschafter des Traditionsunternehmens.

Cotton Report: Herr Hammer, seit wann ist Ihr Unternehmen Otto Stadtlander Exklusivvertreiber für Baumwolle aus Israel?

Rainer Hammer: Der Vertrag zur weltweiten exklusiven Vermarktung des gesamten israelischen Baumwollangebotes mit dem ‚The Israel Cotton Production & Marketing Board‘ (ICB) besteht seit 2009. Unter dem Dach des ICB sind alle Baumwollfarmer Israels organisiert. Schon seit 1976, also seit mehr als 40 Jahren, besteht eine regelmäßige Zusammenarbeit zwischen dem ICB und unserem Hause. Das ist die meiste Zeit meiner länger als 50-jährigen Tätigkeit im internationalen Baumwollhandel.

Was schätzen Sie persönlich an der Zusammenarbeit?

Dies sind vor allem die Zuverlässigkeit und der direkte Draht zu den Partnern im Land. Israelische Baumwolle bietet stets ein hohes Maß an gleichbleibender Qualität. Wir kaufen die jährliche Baumwollproduktion auf, bieten aber, wie im Baumwollhandel üblich, preislich bestmögliche Flexibilität. Die Erzeuger zeigen ihrerseits viel Kooperationsbereitschaft, wenn es darum geht, auf Wünsche von Abnehmern einzugehen. Ein gutes Beispiel hierfür war die schnelle Umstellung beim Verpackungsmaterial der verkauften Baumwollballen. Die heute statt üblicherweise Jute verwendeten Folien aus festem Polymaterial haben die Risiken von Verunreinigungen und Beschädigungen bei Lagerung und Transport im Sinne der Kunden erheblich minimiert.

Wie würden Sie die Intensität der Zusammenarbeit beschreiben?

Anfänglich gab es bei unseren israelischen Partnern und den Farmern durchaus Skepsis, ob ein Exklusivvertrieb dauerhaft zielführend sei. Unsere Leistung überzeugte durch spürbares Engagement. Heute sehen beide Seiten in der Kooperation eine absolute Win-Win-Situation. Kürzlich bereiste mein Sohn Hennig Hammer in seiner Funktion als Geschäftsführer der Otto Stadtlander GmbH und verantwortlich für den Absatz in Fernost erneut gemeinsam mit einer Delegation aus Israel große Kunden in Indien und China, um die geschäftliche Basis weiterzuentwickeln und sich auszutauschen.

Was ist das Besondere an israelischer Baumwolle?

Für israelische Baumwollfarmer ist Nachhaltigkeit kein Modewort. Schon vor vielen Jahren entwickelten sie fortschrittliche und die Ressourcen sparende Tröpfchen-Bewässerungs- und Wasserspeichermethoden. Das gleiche gilt für Maßnahmen eines nachhaltigen, integrierten Pflanzenschutzes. Das Ergebnis der Anbaupraxis ist eine Baumwolle mit hoher gleichbleibender verlässlicher Qualität, insbesondere bezüglich Faserlänge und Reißkraft und den weltweit höchsten Erträgen. Die Basis bildet dabei ein hochwertiges Saatgut, das permanent weiterentwickelt wird. 85 Prozent der Produktion besteht aus High-Grade-Cotton mit äußerst geringen Verunreinigungsgraden. Israel ist bekannt für sein Angebot an extralangstapeliger Pima-Baumwolle (ELS). Nur ein geringer Teil besteht aus langstapeligen Qualitäten (LS). Jeder ausgelieferte Ballen wird kontrolliert und ist mit verlässlichen Angaben hinsichtlich seiner Qualität gekennzeichnet.

Wie groß ist das jährliche durchschnittliche Absatzvolumen?

Pro Erntesaison stehen jeweils 15.000 bis 18.000 Tonnen entkörnter Baumwolle zur Verfügung. Der überwiegende Teil besteht aus Pima-Baumwolle in hoher Qualität. Etwa 2.000 bis 3.000 Tonnen sind LS-Qualität. Große Mengen der israelischen Baumwolle verkaufen wir nach China und Indien, wo die Nachfrage der Spinnereien nach dieser Baumwolle zur Herstellung hochwertiger Produkte kontinuierlich steigt. Viele der aus israelischer Baumwolle verarbeiteten Textilien werden auf dem Exportweg wieder in Europa verkauft. Insofern folgt auch unsere Vertriebstätigkeit den Veränderungen innerhalb der globalen Textilbeschaffungskette.

Welche Bedeutung hat die Kooperation der Israelis mit der Better Cotton Initiative (BCI)?

Seit 2015/16 ist israelische Baumwolle nach Standards der Better Cotton Initiative zertifiziert. In Anbetracht der Qualität der Baumwolle und der permanenten Arbeit an der nachhaltigen Weiterentwicklung des Baumwollanbaus war die Entscheidung der Zusammenarbeit mit BCI ein logischer, konsequenter Schritt. Schließlich konnten die Kriterien einer Kooperation auf Grund des bereits erreichten Niveaus leicht erfüllt werden. Wir stellen unabhängig davon fest, dass Handelsunternehmen in der Beschaffung von Textilprodukten mehr als früher auf bekannte Nachhaltigkeitsstandards setzen, die schon beim Rohstoff Baumwolle beginnen. Speziell dieser Kundentyp nutzt von BCI zertifizierte Qualitäten, um seine Fertigprodukte als glaubwürdig nachhaltig hergestellt gegenüber dem Endverbraucher zu vermarkten.

Wir danken für das Gespräch.

Interviews entsprechen der Meinung des jeweiligen Interviewpartners und geben nicht die Position der Bremer Baumwollbörse als neutrale, unabhängige Institution wieder.

Kategorie: Interviews

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